Wie oft wurde in den letzten Jahren die Fotografie zu Grabe getragen, und doch spielt sie allen technischen Neuerungen zum Trotz nach wie vor eine bedeutende Rolle. Worin liegt die Faszination am „stehenden“ Bild?
Die Konkurrenz des „bewegten“ Bildes gibt es schon lange. Als Kind der frühen 60er Jahre sind mir die Super-8-Filme in Erinnerung geblieben, die es damals auch im privaten Bereich erlaubten, Familienfeste oder Urlaube in bewegten Bildern festzuhalten. Dennoch wurde auch weiterhin fotografiert, nun auch zunehmend in Farbe. Ende der siebziger, Anfang der achtziger Jahre kam die Videotechnik auf, aber auch sie führte nicht zum Untergang der Fotografie. Ich persönlich bevorzugte wie so viele die konventionelle Fotografie, zuerst noch mit einer Kompakten, später in den Achtzigern dann mit einer Spiegelreflexkamera, fast immer auf Dia-Film. Rein zu privaten Zwecken konservierte ich so Erinnerungen an Urlaube und bedeutende Ereignisse.
Die Nullerjahre des neuen Jahrtausends brachten sowohl den Siegeszug der digitalen Fotografie als auch eine rasante Verbreitung der privaten Computer- und Internetnutzung mit sich. Der Umstieg von analoger auf digitale Fotografie Mitte des letzten Jahrzehnts brachte für mich allerdings eine Zäsur mit sich. Die Möglichkeit der eigenen, direkten Bildentwicklung am Computer ließ mich verstärkt über die Bedeutung eines Bildes nachdenken. Das Bild war mir nicht mehr länger nur ein Medium, um Erinnerungen zu konservieren, sondern zunehmend eine Möglichkeit, eigene Empfindungen und Ansichten damit auszudrücken. Ich beschäftigte mich daher autodidaktisch nicht nur mit den zahlreichen Facetten der digitalen Fotografie und Bildbearbeitung, sondern lenkte mein Interesse auch auf Bildkomposition und die Wirkung der einzelnen Gestaltungselemente auf den Betrachter. Das Bild als Gesamtaussage wurde zum Ziel, die Fotografie eines der Mittel auf den Weg dahin.
Die Fotografie wird weiter bestehen bleiben. Die Faszination, die Aussagekraft einer guten Fotografie, fesselt den Menschen nach wie vor. Der festgehaltene Moment eines kleinen Zeitabschnittes – oft nur Sekundenbruchteile – den ich beliebig lange betrachten kann, beeindruckt oft stärker und nachhaltiger als das bewegte Bild. Mit meinen Bildern versuche ich, meine Interpretationen der festgehaltenen Zeit dem Betrachter zu vermitteln.